(K)Eine Weihnachtsgeschichte

Nach anhaltenden Regenfällen und der damit deutlich erhöhten Wasserabgabe an den Talsperren kam es in der Weihnachtswoche 2023 zu einem Hochwasserereignis in der Gemeinde Emmerthal. Die Gemeindeverwaltung informierte am Vormittag des 22. Dezember 2023, dass in den kommenden Tagen mit einer deutlich angespannten Lage sowohl an der Emmer, als auch der Weser zu rechnen sei. Die Anwohner wurden aufgefordert, erste Sicherungsmaßnahmen für ihr Hab und Gut zu ergreifen. Kostenlose Sandsäcke wurden am Bauhof in Emmern zur Verfügung gestellt. Die beiden Flüsse, die zu diesem Zeitpunkt bereits ihr natürliches Bett verlassen hatten, wurden durch die Ortsbrandmeister der anliegenden Ortschaften regelmäßig kontrolliert. 

Gegen 11:00 Uhr traf es zuerst die Ortschaft Amelgatzen (siehe Einsatz 141 / 2023). Um 12:14 Uhr wurden Teile der Kreisfeuerwehrbereitschaft Ost der Kreisfeuerwehr Hameln-Pyrmont alarmiert. Die im 4. Zug eingegliederten Ortsfeuerwehren Hajen und Welsede wurden aufgrund der eigenen Lage von der Gemeindefeuerwehrführung nicht entsendet. Um 13:11 Uhr wurden die Ortsfeuerwehren Emmern und die Löschgruppe Ohr zum Bauhof alarmiert, um dort vorsorglich 1500 Sandsäcke zu befüllen (Einsatz 142 / 2023). Der Gedanke war zu diesem Zeitpunkt noch „lieber heute, als dass wir Weihnachten hier stehen“ (Achtung Spoiler: Hat nicht geklappt). Um 14:34 Uhr rückte der Ortsbrandmeister Hämelschenburg zur Erkundung der Emmer-Pegelstände in seinem Bereich aus.

Einsatzorte: Amelgatzen, Emmern, Frenke, Grohnde, Hagenohsen, Hajen, Hämelschenburg, Kirchohsen
Zeitraum 23.12.2023 / 21:35 Uhr bis 26.12.2023 / 23:45 Uhr

Örtliche Einsatzleitung (ÖEL)

Hochwasser2023

Wassermühle Hämelschenburg 

Bauhof Emmern

Hochwasser2023

Am Abend des 23. Dezember überprüften Führungskräfte den Sandsackbestand am Bauhof. Die Emmerthaler Bevölkerung hatte offensichtlich auf den Aufruf der Gemeinde reagiert und sich reichlich bedient, weiterer Bedarf an Sandsäcken wurde festgestellt. Die „Sonderlage“ für das Gemeindegebiet wurde um 21:35 Uhr ausgerufen. Das bedeutet, unsere Örtliche Einsatzleitung (ÖEL) übernimmt in ihrem Zuständigkeitsbereich Aufgaben der eigentlich zuständigen Feuerwehreinsatzleitstelle. Um 22:18 Uhr wurde die Ortsfeuerwehr Hämelschenburg zur Sicherung von zwei Gebäuden alarmiert. Von 22:30 Uhr bis 02:00 Uhr befüllten Feuerwehrangehörige aus Emmern, Frenke, Latferde und Brockensen und Mitarbeiter des Bauhofes weitere Sandsäcke. Um 22:30 Uhr wurden alle Ortsbrandmeister der Gemeinde in der ÖEL in die Lage eingewiesen. Das Feuerwehrhaus Börry wurde zur Feuerwache, um den Grundschutz im Ilsetal sicherzustellen. Ab 23:00 Uhr wurden die Anwohner im möglichen Überschwemmungsgebiet der Emmer über Lautsprecher gewarnt und zu Sicherungsmaßnahmen aufgerufen.

Wohnhaus droht vollzulaufen

Hochwasser2023

Kleintierrettung

Warnung der Bevölkerung

Am sehr frühen Morgen des 24. Dezember bekam die ÖEL von der Technischen Einsatzleitung (TEL) der Kreisfeuerwehr einen Logistik-Auftrag (Transport von Sandsäcken innerhalb des Kreisgebietes), der bis 10:00 Uhr von Einsatzkräften aus Kirchohsen abgearbeitet wurde. Die ÖEL ging um 03:30 Uhr in den Ruhemodus. Alarm um 07:39 Uhr! Die Ortsfeuerwehr Amelgatzen musste ein Haus vor Wassermassen schützen. Um 08:18 Uhr nahm die ÖEL wieder den Betrieb auf. Einige Häuser in der Straße Auf dem Risch waren inzwischen von der Emmer eingeschlossen und nicht mehr mit normalen Rettungsfahrzeugen zu erreichen. Ab kurz vor 09:00 Uhr wurden die Ortsfeuerwehren Emmern und Kirchohsen, sowie die Löschgruppe Ohr zur Rettung von 70 Hühnern in einer Kleingartenanlage in Emmern alarmiert. Für 20 Tiere kam leider jede Hilfe zu spät, sie waren ertrunken. Ab 09:00 Uhr wurden mehrere (mögliche) Einsatzstellen in Hajen, Grohnde, Emmern und Kirchohsen erkundet. In Hagenohsen wurden die Kanaleinläufe der Hagenohsener Straße mit Sandsäcken verschlossen, da Regenwasser auf die Straße gedrückt wurde. Ab 13:00 Uhr wurden wieder / weiter Sandsäcke befüllt. Dieses mal waren Einsatzkräfte aus Börry und Brockensen, wieder mit den Mitarbeitern des Bauhofes im Einsatz. Erneut wurde die Bevölkerung über ein Lautsprecherfahrzeug gewarnt. Die Ortsfeuerwehr Frenke wurde zur Sicherung eines Pumpenhauses alarmiert, in Hämelschenburg entfernten Einsatzkräfte mit Hilfe eines Landwirtes einen Baumstumpf, der sich vor einer Emmerbrücke festgesetzt hatte. Kirchohsener Kräfte transportierten innerhalb der Gemeinde Sandsäcke an strategische Positionen. Um kurz nach 17:00 Uhr rückte die Ortsfeuerwehr Amelgatzen zu einem gefluteten Keller in Hanebülten aus. Da es sich hier um Abwasser handelte, wurde die Einsatzstelle an die Gemeindewerke übergeben. Um kurz vor 18:00 Uhr wurde die Sonderlage beendet. Etwa drei Stunden später erkundeten Führungskräfte der Ortsfeuerwehr Kirchohsen einen weiteren überfluteten Keller.  

Der 25. Dezember war ungewöhnlich ruhig – Der Emmer-Pegel hatte sich stabilisiert, allerdings war ein Rückstau durch die weiter ansteigende Weser nicht auszuschließen. Während einer Erkundungsfahrt wurde eine Einsatzstelle in Hajen begutachtet und an den Wassermeister der Gemeinde übergeben. Die Sandsäcke auf den Kanaleinläufen in Hagenohsen mussten wieder entfernt werden. Durch austretendes Wasser bestand dort Aquaplaninggefahr für den laufenden Verkehr. 

Am 26. Dezember war um 00:17 Uhr die Nacht für die Ortsfeuerwehr Amelgatzen zu Ende! In enem Wohnhaus stehen 80cm Wasser, ein Stromkasten stellte dort eine weitere Gefahrenquelle dar. 07:00 Uhr: Die ÖEL nimmt wieder ihren Betrieb auf. Den ganzen Vormittag wurden (mögliche) Einsatzstellen in allen vom Hochwasser betroffenen Ortsteilen erkundet. In Amelgatzen mussten Umpumparbeiten durchgeführt, in Hajen ein Wohnhaus und in Kirchohsen ein Pumpwerk gesichert werden. Am Nachmittag füllen Feuerwehrkräfte aus Börry und Bauhofmitarbeiter wieder Sandsäcke. Da die Weser inzwischen stark angestiegen war und ein weiterer Anstieg von 25cm in der Nacht erwartet wurde, wurde ab 16:30 Uhr ein 300 Meter langer Deich aus Sandsäcken auf der Hagenohsener Straße errichtet. Die Ortsfeuerwehren Brockensen, Esperde, Hagenohsen, Kirchohsen und Voremberg wurden dabei von Bauhof, Landwirten und etwa 40 Spontanhelfern unterstützt. Während dieser Arbeiten wurde abermals das Feuerwehrhaus Börry für den Grundschutz im Ilsetal besetzt. Die Sonderlage wurde um 23:45 Uhr beendet.

Interview mit weserbergland-nachrichten.de 
Land unter im Weserbergland

Interview mit EMMERBLOG
Blick hinter Hochwasser-Kulissen

Bericht der Deister- und Weserzeitung
Hochwassereinsatz statt Weihnachten